Biodiversität in der Agrarlandschaft

Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft (DSK) veranstaltete gemeinsam mit der Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen aus Anlass ihres 20jährigen Jubiläums das 4. Dialogforum zum Thema Artenvielfalt und Landwirtschaft. In der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz in Schneverdingen standen gangbare Wege zur Sicherung der Biodiversität in enger Kooperation mit der Landwirtschaft anhand konkreter Ergebnisse des F.R.A.N.Z.- Projektes und verschiedener Erfahrungen bei der Umsetzung von produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen zur Diskussion. Der Vorsitzende der DSK, Dr. Helmut Born, konnte am Mittwoch, dem 5. September 2018 rund 100 Teilnehmer aus Niedersachsen und den angrenzenden Bundesländern zu dieser zweitägigen Veranstaltung begrüßen. Die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, Frau Barbara Otte-Kinast, brachte sich mit einem engagierten Grußwort ebenso intensiv ein wie Dr. Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU, Präsident Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes und Stephan Zirpel, Vorstand der Umweltstiftung Michael Otto.

Erneut zeigte sich, dass der direkte Gedankenaustausch zwischen Landwirten, haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern, Vertretern der Verwaltung und der Politik bestens geeignet ist, die richtigen Wege zum gemeinsamen Ziel, der Sicherung einer vielgestaltigen, artenreichen Landschaft, herauszufiltern. Wichtig ist, die Mitarbeit der praktischen Landwirte, und anderen Landnutzer dadurch zu gewinnen, dass erreichbare Biodiversitätsziele formuliert, Ergebnisse transparent dargestellt und verlässliche Einkommenskompensationen für die sich beteiligenden Bauernfamilien und alle sich einbringenden Landnutzer geschaffen werden. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Schutz einzelner Arten, sondern die gezielte Weiterentwicklung der gesamten Agrarlandschaft. Der nicht zu leugnende Konflikt zwischen einer nachhaltigen und wirtschaftlich erfolgreichen Nahrungsmittelproduktion einerseits und einer möglichst großen Artenvielfalt andererseits ist auf diese Weise durchaus lösbar. Der gesamtbetriebliche Ansatz des F.R.A.N.Z.-Projektes, getragen von der Umweltstiftung Michael Otto und dem Deutschen Bauernverband, liefert dazu erste Erfahrungswerte, die auch auf andere Projekte übertragen werden können.

Eine besondere Rolle für erfolgversprechende Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz haben produktionsintegrierte Naturschutzmaßnahmen, wie sie im Rahmen der naturschutzfachlichen Kompensation für Eingriffe in die Landschaft seit der letzten Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes ermöglicht wurden. Diese sogenannten PIK-Maßnahmen nehmen mittlerweile in der Arbeit von sechs Kulturlandstiftungen in den Bundesländern einen großen Raum ein. Trotzdem gibt es auf Landes- und kommunaler Seite nach wie vor grundsätzliche aber auch verwaltungsmäßige Vorbehalte gegenüber diesen Ausgleichsmaßnahmen. Bürokratische Hemmnisse sind oftmals die Folge. Deren Beseitigung ist wesentliche Voraussetzung zur Erhöhung der Akzeptanz dieses Weges zu einer artenreicheren Landschaft in der Land- und Forstwirtschaft.

Die Exkursion im Rahmen des Dialogforums führte zum Hof Hartmann in der Lüneburger Heide, der sich seit nunmehr zwei Jahren am F.R.A.N.Z.-Projekt beteiligt. Hier konnten die Forumsteilnehmer die Herausforderungen einer biodiversitätsorientierten Bewirtschaftung im praktischen Alltag des Betriebes hautnah kennenlernen und diskutieren. Die aktuelle Dürreperiode dieses Sommers machte zudem deutlich, dass auch beim Einsatz für die Artenvielfalt pragmatisch und flexibel reagiert werden muss, wenn die Niederschläge, die Temperaturen und die Vegetation auf der Fläche plötzlich vom „normalen“ Jahresablauf deutlich abweichen.