Fachforum im Rahmen des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung des BMEL in Berlin 23. Januar 2019
Mehr als 120 Teilnehmende waren am Mittwoch, dem 23. Januar 2019, der Einladung der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft (DSK), des Bundesamtes für Naturschutz, des Deutschen Bauernverbandes, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Umweltstiftung Michael Otto gefolgt, um in einem Fachforum der Frage nachzugehen, welche konkreten Schritte zur Verbesserung des Insektenschutzes kurz- und längerfristig möglich sind. Die Veranstaltung fand im Rahmen des 12. Zukunftsforums Ländliche Entwicklung statt, welches zuvor durch Bundespräsident Steinmeier und Bundesministerin Klöckner eröffnet worden war.
In seiner Begrüßungsansprache erläuterte Dr. Helmut Born, geschäftsführender Vorstand der DSK, den aktuellen Diskussionsstand zum Insektenschutz zwischen Bund und Ländern sowie die verschiedenen Monitoringprogramme zur Erfassung der tatsächlichen Bestandsentwicklung der Insekten und Insektenarten in Deutschland und Europa. Ziel des Fachforums sei es, auf der Grundlage des bisherigen Erkenntnisstandes zum Insektenschwund praktikable Wege zur Stabilisierung und Verbesserung des Erhaltungszustandes der Insektenarten wie auch des quantitativen Umfangs der Insekten aufzuzeigen. Dabei sei die besondere Perspektive aus bäuerlicher Sicht wichtig. Landwirte seien einerseits darauf angewiesen, Schadinsekten zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion bekämpfen zu können und hätten andererseits ein gewichtiges Interesse daran, zum Beispiel Wild- und Honigbienen sowie viele andere Nützlingsarten zur Sicherung der Erzeugung zu erhalten und zu vermehren. Das sei eine herausfordernde Aufgabe.
Insektenschutz – wichtiger Teil der Biodiversitätssicherung
Professor Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, konnte anhand der Ergebnisse von einer Reihe von Pilotprojekten die wichtigsten Einflussfaktoren auf einen erfolgreichen Insektenschutz darlegen. Er ist überzeugt davon, dass Landwirte durch angepasste Bewirtschaftungsformen, z. B. gesonderte Blühstreifen und Wildkräuteräcker, Insekten, aber auch viele andere Tier- und Pflanzenarten fördern können. Daneben müsse aber auch der Klimaschutz und die insektenfreundlichere Gestaltung städtischer Gebiete ernst genommen werden. Die Lichtverschmutzung schadet nachtaktiven Insekten extrem.
DSK-Vorstandsvorsitzender Dr. H. Born eröffnet das Fachforum Podiumsdiskussion
Professor Dr. Jens Dauber, Thünen Institut für Biodiversität, und Dr. Andreas Krüß, Bundesamt für Naturschutz, stellten anschaulich die Schwerpunkte in der Insektenforschung und des Insektenmonitorings sowie deren vorläufigen Ergebnisse dar. Ohne Zweifel hat die Intensivierung in der Landwirtschaft einen großen Einfluss auf die Insektenvielfalt. Zugleich zeigt sich aber auch, dass entsprechend ausgestaltete Maßnahmen zur Förderung der Insektenpopulationen im Rahmen einer marktorientierten Landwirtschaft möglich sind. Daran knüpften die Vorträge von Thomas Muchow, Geschäftsführer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, sowie Sybille Duncker, Umweltstiftung Michael Otto, und Björn Rohloff, Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen, an. Im Verbundprojekt „Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“ und im “F.R. A.N.Z.-Projekt“ konnten Landwirte eindrückliche Erfolge bei der Stabilisierung der Populationen von Bestäuberinsekten unter Beweis stellen. Allerdings erfordert dies erhebliche Anpassungsschritte in der Bewirtschaftung der Betriebe, deren negative ökonomische Auswirkung ausgeglichen werden müssen.
Bauern bringen sich aktiv ein
Die abschließende offene Podiumsdiskussion mit Landwirt Friedhelm Dickow (F.R.A.N.Z.- Projekt), Eberhard Hartelt (Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes), Dr. Ralf-Peter Weber (Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt) und den Vortragsreferenten offenbarte eine große Bereitschaft, gemeinsame Lösungen zwischen Bund und Ländern, Landwirtschaft und Naturschutz bei der Insektenförderung zu erarbeiten und umzusetzen. Dazu bedarf es nicht nur einer fundierten wissenschaftlichen Begleitung, sondern auch eines großen Verständnisses für die betrieblichen Abläufe in der Landwirtschaft. Die Ausgestaltung der gemeinsamen Agrarpolitik in Europa, die Umweltgesetzgebung in Deutschland und die Förderpraxis der Bundesländer können Landwirte nachhaltig dabei unterstützen, ihre Betriebe insektenfreundlich zu bewirtschaften. Aber auch die umfänglichen unter Schutz gestellten Flächen sowie die Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen brauchen eine kontinuierliche insektenfördernde Bewirtschaftung und Pflege. Auch dafür sind Landwirte prädestiniert. Zusammen mit einem besseren Klimaschutz kann dann eine tatsächliche Trendwende beim Insektenschwund erreicht werden. Zum Abschluss des Fachforums wurde das Projekt“ Bienenstrom“, eine Kooperation der Stadtwerke Nürtingen mit dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb von der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Mit einem Teil des Strompreises werden insektenfreundliche Blühflächen gefördert. Bauern die sich beteiligen, erhalten eine zusätzliche Finanzierung über den Strompreis. Arno Todt, Leiter der Geschäftsstelle UN- Dekade Biologische Vielfalt, und Thomas Muchow, Mitglied der UN-Dekade Fachjury, überreichten den Preis an Tobias Länge, Vertriebsleiter der Stadtwerke Nürtingen und Klaus Tappeser, dem Regierungspräsidenten und Vorsitzender des Lenkungskreises Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
B. Rohloff, Stiftung Kulturlandpflege Podiumsdiskussion Auszeichnung UN-Dekade