Deutsche Stiftung Kulturlandschaft moderiert intensiven Gedankenaustausch
Am 23. Januar 2020 folgten mehr als 120 Gäste in Berlin der gemeinsamen Einladung der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft (DSK), des Deutschen Bauernverbandes, der Umweltstiftung Michael Otto, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des nova-Institutes und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zu einem intensiven Erfahrungsaustausch über konkrete Projekte zur Sicherung der Biodiversität in einer vielfältigen Landschaft. Ziel war es, von Landwirten initiierte und mitgetragene Naturschutzmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und Hinweise für einen weiteren Ausbau dieser Aktivitäten zu geben.
Anhand der jeweils von einem Landwirt und seinem Berater vorgestellten drei Projekte (F.R.A.N.Z.-Projekt, AUBI- Projekt Süd-Hessen, DBU-Projekt Zülpicher Börde) wurde deutlich, dass es ein wachsendes Engagement vor Ort seitens der Landwirte gibt, Verantwortung für eine artenreiche Landschaft zusammen mit haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern zu übernehmen. Gute Erfahrungswerte gibt es mittlerweile bei der allgemeinen Förderung der Biodiversität durch Blühstreifen und speziell angelegte Teilflächen in den Schlägen. Damit kann die Artenvielfalt bei Ackerwildkräutern, Insekten, verschiedenen Vogelarten und auch gefährdeten Wirbeltierarten nachhaltig verbessert werden. Beim speziellen Artenschutz müssen in der Regel kostenintensivere Maßnahmen im Ackerbau und bei der Grünlandbewirtschaftung ergriffen werden, um zum Beispiel die Bestände beim Feldhamster, Weihen oder bestimmten Ackerwildkräutern zu stabilisieren und anzuheben.
Deutlich wird aber auch, dass die Erfolgschancen im Naturschutz größer werden, wenn Landwirte betriebsübergreifend für Gemeinden oder ganze Landkreise speziell angepasste Maßnahmen anbieten können. Mit dem AUBI-Projekt in Südhessen wird dieser Weg bereits beschritten. In Absprache mit dem Naturschutz vor Ort und der landwirtschaftlichen Beratung können Landwirte eigene Vorschläge umsetzen und werden dabei gleichzeitig von Bürokratielasten befreit. Hier wie in den anderen Projekten auch, ist die Akzeptanz allerdings eng verbunden mit einem für die Landwirte akzeptablen Einkommensausgleich.
Dr. Helmut Born, DSK Podiumsdiskussion mit U. Feiler (BMEL), C. Dalbert (MULE ST), E. Hartelt (BWV RhPf Süd), A. Krug (BfN)
In der breit angelegten Schlussdiskussion mit einem Impulsreferat der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Prof. Dr. Dalbert, und Beiträgen des neuen parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Uwe Feiler, des Umweltbeauftragten des Deutschen Bauernverbandes, Präsident Hartelt und des Abteilungsleiters im Bundesamt für Naturschutz, Andreas Krug, wurden die Finanzierungsaspekte verschiedener naturschutzfachlicher Maßnahmen und deren organisatorische Umsetzung erörtert. Neben einer verlässlichen und produktionsintegrierten Kompensation für Eingriffe in die Natur und Landschaft und der Umsetzung verschiedener Naturschutzprogramme von Bund und Ländern rücken neue Vorschläge zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik dabei in den Mittelpunkt der Diskussion. Hinzu kommen ökonomisch wie gesellschaftspolitisch schwierigere Rahmenbedingungen für die Landwirte bei gleichzeitig extrem ansteigenden Bürokratielasten.
Als ein möglicher Lösungsweg zeichnet sich ein kooperativer Ansatz ab, gemeinsam und flächendeckend in einer Region getragen von den dort wirtschaftenden Landwirten. Dieser wird bereits in den Niederlanden praktiziert und könnte in angepasster Form auch in Deutschland umgesetzt werden. Ministerin Dalbert berichtete von dem in Sachsen-Anhalt bereits auf den Weg gebrachten und aus eigenen Landesmitteln finanzierten Modellprojekt, gemeinsam von dem dortigen Landesbauernverband und der Kulturlandschaftsstiftung Sachsen-Anhalt getragen. Auch Staatssekretär Feiler und Abteilungsleiter Krug unterstützten eine solche Vorgehensweise. Von Bund und Ländern müsse ein Weg gefunden werden, neue Wege bei den Agrarumweltmaßnahmen zu beschreiten, die vor Ort Wirkung zeigten, verwaltungseinfach seien und die Entscheidungsfreiheit der Landwirte erhöhten. Präsident Hartelt zeigte sich darüber erfreut und ermunterte Vertreter anderer Bundesländer, die Initiative Sachsen-Anhalts durch eigene Modellprojekte aufzugreifen. Für den Naturschutz wie für die Landwirtschaft bestehe eine gute Chance, Landschaften artenreicher, Bauernhöfe zukunftssicherer, Agrar- und Umweltpolitik bürokratiefreier und Nahrungsmittelproduktion in der Gesellschaft akzeptabler zu machen. Das könne aber nur gelingen, wenn die europäischen Vorgaben künftig mehr Freiheit für regional angepasstes Handeln brächten und kreative, gemeinsame Lösungen der Landwirte selbst förderten. Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft, Dr. Born, zeigte sich vom Ergebnis dieser Diskussion beeindruckt. Es sei unverkennbar, dass die Landwirtschaft sich den drängenden Fragen des Umwelt- und Naturschutzes nicht verweigere, sondern mit eigenen Lösungsvorschlägen komme. Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft werde mit ihren sechs Stiftungen in den Bundesländern weiterhin daran aktiv mitwirken und auch organisatorische Hilfestellung leisten.